Zehn eigenhändige Briefe (einer davon ihnen auf einer Postkarte und einer auf einer Karte) mit Unterschrift, insgesamt 34 Seiten, großteils 5,25 x 7 inch (Doppelseiten), davon: acht aus Boston (Mass.) & einer aus New York & einer aus Jena, von 1907 bis 1913, an Margaret von Seydewitz (Übersetzterin deutschsprachiger Manuskripte) in Jena - hauptsächlich Euckens wissenschaftliche Vorträge (meist über Ethik) und sein Leben in Amerika betreffend, in dunkler Tinte geschrieben und signiert "R. Eucken", großteils mit einer zentralen horizontalen Brieffalte und sehr leichten Gebrauchsspuren - in gutem bis sehr gutem Zustand. Beiliegend zwei Originalkuverts. Auf Anfrage ist eine Transkription aller Briefe erhältlich.
Probebeispiel:
"VII Boston, Mass. Hotel Vendôme 10/12 12.
Verehrtes und liebes Fräulein! Heute melde ich vor allem das richtige Eintreffen sowohl Ihres Briefes als der beiden Vorträge (Kant u. Philosophy und Religion); herzlichsten Dank für beides, im besondern auch für die wertvollen Anregungen und Bemerkungen zu den einzelnen Vorträgen. Sie leisten mir dadurch eine sehr erfreuliche Hilfe, die ich aufs dankbarste zu schätzen weiß. Ich konnte bei großer Geschäftigkeit heute die neuen Vorträge noch nicht lesen, aber ich zweifle nicht im mindesten, daß sie ebenso vorzüglich ausgefallen sind wie die beiden
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früheren. In den nächsten Tagen kann ich nun auch beginnen mich im lauten Lesen tüchtig zu üben, ich muß um so eher damit beginnen, da Weihnachten für uns recht unruhig werden wird. Einladungen über Einladungen, die interessanteste ist zu einem kleinen Kreise, wo ich Roosevelt werden kennen lernen. Wilson werde ich voraussichtlich in New York kennen lernen. So gewinnt man hier sehr interessante Eindrücke. Sehr leid war es mir von dem traurigen Unfall zu hören, der auch Ihnen so viel Sorge und Mühe machte und Ihnen auch so viel Zeit kostete. Es ist
[am Rand: Bei der Weihnachtsfeier der großen Deutschen Gesellschaft hier treten Ida und ich zusammen auf. Ich halte eine kleine Ansprache und Ida trägt Lieder vor.
Beste Wünsche für Weihnachten und für Ihre Reise nach München.]
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wirklich bewunderungswürdig, daß Sie trotzdem noch die Kraft und die Ruhe fanden die wissenschaftliche Arbeit fortzuführen. Erfreulich war es uns dagegen zu hören, daß es Ihrer lieben Frau Mutter und Frau Dr. Schnetger besser geht. Die ethischen Vorträge sind insofern nicht so eilig, als ich sie ja erst am 20. Februar zu beginnen brauche und zu ihnen auch nicht so viel Vorbereitung im Lesen gebrauche, da ich doch immer mehr in das Englische hineinkomme. Ja erschrecken Sie nicht! meine Pläne gehen schon weiter. Meine hiesigen Vorlesungen über
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Geschichte der deutschen Philosophie finden so warme Teilnahme, daß von allen Seiten auf eine Veröffentlichung in Englisch gedrungen wird; so habe ich den Plan eine German philosophy for English readers zu schreiben, wahrscheinlich erst Winter 13/14. Außerdem muß eine revidierte Ausgabe der engl. Lebensanschauungen (the problem of human life) erscheinen, die ich, wenn der Verleger (Scribners) zustimmt, am liebsten in Jena hergestellt sähe. Auch das wird kaum rasch geschehen, aber schon jetzt möchte ich den Wunsch und die Hoffnung aussprechen, daß Sie mir auch bei dieser neuen Aufgabe Ihre gütige und förderliche Hilfe leihen möchten...."