Jongkind, Johan Barthold

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, drei Seiten (auf zwei Blättern - auf der Rückseite vom zweiten Blatt adressiert und gestempelt) - in einem eleganten dunkelblauen Hardcover mit dem Namen des Malers in goldfarbenen Buchstaben auf dem Rücken des Covers und dem Titel In französischer Sprache) auf der Vorderseite, 5,25 x 8 inch, Rotterdam, 24.10.1858, in französischer Sprache, vertraulicher Brief an seinen Händler Martin* - Jongkind schreibt über seine schwierige Existenz und die Bedeutung seiner Gefühlslage für seine Malerei, in dunkler Tinte geschrieben und signiert "Jongkind", mit sich überschneidenden Brieffalten, fleckig, und etwas Papierverlust am zweiten Blatt - in ordentlichem Zustand. 

Provenienz: Bibliothek Régine & Bernard Loliée (Exlibris - Sotheby's Sale, Paris, 22. Mai 2019).

In Ausschnitten:

"Mon bon Martin !

Suivant votre lettre du 14 octobre, il me revient encore cent francs, sur mon dernier tableau, je vous prie de me les envoyer par retour de poste. Vous m'obligerez beaucoup parce que j'ai eu beaucoup à payer.

   Comme je vous ai dit, j'ai eu de l'espoir de pouvoir vous envoyer aujourd'hui un tableau, mais jusqu'à présent je n'ai pas pu le terminer après mes idées. Mais quand il sera fait j'en serai heureux pour vous envoyer ce tableau.

   Depuis quelques jours, je me sens moins bien portant. Pour sûr cela produit une influence sur ma peinture et sur mon esprit de façon que je ne suis non plus toujours gai et de bon humeur. En attendant je me recommande à vous et près de vous dans la bonne souvenir de toutes mes bons amis [...]"

Übersetzt:

"Mein guter Martin!

Laut Ihrem Brief vom 14. Oktober habe ich noch hundert Franken von meinem letzten Gemälde, bitte senden Sie es sie mir per Post zurück. Sie werden mich stark verpflichten, weil ich viel bezahlen musste.

   Wie ich Ihnen bereits sagte, hatte ich die Hoffnung, Ihnen heute ein Gemälde schicken zu können, aber bisher konnte ich es nach meinen Ideen nicht fertigstellen. Aber wenn es fertig ist, schicke ich Ihnen gerne dieses Gemälde.

   In den letzten Tagen habe ich mich weniger gut gefühlt. Das hat natürlich Einfluss auf meine Malerei und auf meinen Geist, so dass ich nicht immer fröhlich und auch gut gelaunt bin. In der Zwischenzeit empfehle ich mich Ihnen und bin Ihnen nahe in guter Erinnerung an alle meine guten Freunde [...]"

* Jongkind korrespondierte viel mit Martin, seinem Händler und Vertrauten. Zu dieser Zeit erlebte er eine schwierige Phase: Er hatte Paris verlassen, um in Holland zu leben, wo er bis 1860 eine einsame Existenz führen würde. Martin, der fast alle seine Produktionen von ihm kaufte und ihm aufrichtig helfen wollte, blieb somit seine einzige Verbindung zu Frankreich.