Becquerel, Henri

Eigenhändiges Manuskript mit Unterschrift, zwei Seiten - auf liniertem Papier, 8,75 x 13,5 inch, ca. 1890*, in französischer Sprache, Manuskript mit wissenschaftlichem Inhalt (mit zahlreichen Korrekturen) und dem Titel `Beobachtungen zur Mitteilung von M. Carvallo ** von M. Henri Becquerel` (übersetzt) - vermutlich handelt es sich um zwei Versionen oder Entwürfe desselben Stücks, in dunkler Tinte geschrieben und signiert "M. Henri Becquerel" - zudem mit vereinzelten Notizen (mit lilafarbenem Filzstift) aus unbekannter Hand, mit sich überschneidenden Brieffalten, fleckig (teilweise Fingerabdrücke), und eine der Seiten wurde horizontal im Zentrum beschnitten und daraufhin rückseitig ausgebessert - in nahezu gutem Zustand. Beiliegend ein zusätzliches Echtheitszertifikat von University Archieves

Übersetzt (in Ausschnitten):

"Beobachtungen zur Mitteilung von M. Carvallo von M. Henri Becquerel

Die interessanten Experimente von M. Carvallo bieten mir die Möglichkeit, die Hypothesen, zu denen ich meine Forschungen zur Absoption von Licht und zur Phosphoreszenz durchgeführt hatte und aus denen ich die Formel ableitete, zu der es keine Frage gibt, genauer zu erklären.

Man kann annehmen, dass die Absorptionsphänomene auf intermolekulare Bewegungen zurückzuführen sind, entweder von den Körpern der Moleküle selbst oder von dem Äther, der sie umgibt - Bewegungen, die entweder synchron oder harmonisch zu den vibrationslichtabsorbierenden Bewegungen wären [ `des mouvements vibratoires lumineux absorbés`].

Die in Kristallen beobachteten Absorptionsphänomene lassen sich unter der Annahme erklären, dass die reklilinear polarisierten und formal absorbierten Vibrationsbewegungen im Inneren des Kristalls in drei Bewegungen zerfallen, deren gerichtete Komponenten drei rechteckigen Richtungen folgen, um nach dem Verlassen der kristallinen Umgebung erneut kombinieren.

Man muss denken, dass die intermolekularen Bewegungen entlang der drei rechteckigen Richtungen ausgerichtet sind und dass die Absorption nur durch die Komponenten der Bewegungen des laufenden Lichts erzeugt wird - parallel zur Richtung der intermolekularen Bewegungen. Diese Richtungen sind diejenigen, bei denen elastische Reaktionen aus der Umgebung parallel zu den Verschiebungen sind.

In den meisten beobachteten Fällen mit zweiachsigen Kristallen findet keine Absorption statt, wenn die Schwingungen mit einer der rechteckigen Hauptrichtungen zusammenfallen. Die intermolekulare Bewegung wäre auch in dieser Richtung gleich Null.

Vielleicht erstrecken sich diese Überlegungen auf die Bewegung von Licht, das sich durch kristallisierte Körper ausbreitet. In diesem Fall wären die einzigen Schwingungen, die sich im Inneren unverfälschter Kristallmaterie ausbreiten, Schwingungen, die parallel zu den drei Achsen der optischen Elastizität verlaufen..."

* Dieses Manuskript stammt wahrscheinlich aus den 1890er Jahren, als europäische Physiker wie Becquerel, Carvallo, Woldemar, Voigt, Sir David Brewster und andere große Fortschritte auf dem Gebiet der Kristallographie und Optik machten.

** Moise Emmanuel Carvallo war ein französischer Mathematiker und Astronom und stammte wie Becquerel aus einer Familie von Wissenschaftlern. Carvallo reichte seine Dissertation über optische Theorie 1890 an der Sorbonne ein und wurde im selben Jahr mechanischer Ermittler an der Polytechnischen Schule in Paris.

Von Becquerel signierte Manuskripte mit ähnlich herausragenden wissenschaftlichen Inhalten sind ungewöhnlich und Manuskripte dieser Länge - etwa 500 Wörter - sehr selten. Zwei aufeinanderfolgende Entwürfe derselben Abhandlung ermöglichen es dem Laien, Becquerels tatsächlichen Schreibprozess von der wissenschaftlichen Idee bis zur Erklärung anhand von mehr als einem Dutzend Korrekturen Becquerels zu verfolgen. Diese Abhandlung war Becquerels Antwort auf die Kritik des französischen Mathematikers Moise-Emmanuel Carvallo (1856-1945) an Becquerels Theorien zur Absorption von kristallinem Licht.