Meitner, Lise

Autograph letter signed, two pages (both sides), 7 x 9 inch, personal stationery, Cambridge, 14.07.1964, in German, to the widow of the physicist Rudolf Ladenburg (1882-1952) - Ilse Meitner thanks her correspondent for a birthday letter and writes about her life situation, written and signed in blue ballpoint ink "Lise Meitner", with two mild horizontal letter folds, and a small tear (0,3 inch) to the left edge - in fine to very fine condition.

"Liebe Frau Ladenburg,
Wie kann ich erwarten, dass Sie verstehen u. Nachsicht haben, dass ich für Ihren lieben Geburtstagsbrief so lang nicht gedankt habe. Zuerst hat mich die grosse Zahl etwas überwältigt, die ich an freundlichen Briefen gekriegt habe, dann ist so viel Unordnung in mein Leben gekommen, weil ich viele Monate ohne richtige Haus-Hilfe war u. selbst nicht mehr imstand bin richtig körperliche Arbeit zu machen. Dann war ich mit James Franck, während seine Frau eine Kur in Baden-Baden machte, auf dem Kontinent, um alte Freunde zu besuchen, dann starb er plötzlich in Göttingen, als ich wieder hier zurück war - all das hat mich etwas aus dem Gleichgewicht gebracht u. vom Schreiben abgehalten. Und je schlechter mein Gewissen Ihnen gegenüber wurde, umso mehr habe ich das Schreiben hinaus geschoben. Ob Sie das /
verstehen können ?
Aber jetzt bin ich mit meinen Gedanken worklich ganz bei Ihnen. Was zunächst das mir gesendete, alte Bild aus München betrifft, glaube ich Otto v. Bayer darauf identifiziert zu haben u. weniger sicher den Röntgenphysiker Ernst Wagner, alle anderen sind mir unbekannt.
Ihr Brief klingt doch ein bissl resigniert. Vielleicht scheint es mir nur so, weil mein eigenes Leben so menscheneinsam geworden ist u. ich das nicht ganz leicht finde, obwohl ich weiss, dass es bei meinem Alter natürlich ist und unvermeidlich. Aber es war früher viel schöner. Was für eine banale Äusserung! Leben Sie recht wohl! Ich wollte, ich könnte Sie noch einmal sehen. Ich habe so viele gute Erinnerungen an unsere Dahlemer Spatziergänge Ende der Zwanziger Jahre und Ihre reizenden Erzählungen über Ihre damals etwa 13 jährige Tochter.
Sehr herzlich - Ihre Lise Meitner"

Translated:
"Dear Mrs. Ladenburg,
How can I expect you to understand and be lenient that I haven't thanked you for your lovely birthday letter for so long. At first I was somewhat overwhelmed by the large number of friendly letters that I got, then so much disorder came into my life because I was without proper home help for many months and I am no longer able to do proper physical work. Then I was with James Franck on the continent to visit old friends, while his wife was taking a cure in Baden-Baden, then he suddenly died in Göttingen when I was back here - all of which has brought me a bit off balance and prevented from writing. And the worse my conscience got towards you, the more I put off writing. Whether you can understand?
But now I am completely at work with you with my thoughts. As for the old picture from Munich sent to me, I think I identified Otto von Bayer on it and less certain the X-ray physicist Ernst Wagner, all others are unknown to me.
Your letter sounds a bit resigned. Perhaps it only seems so to me because my own life has become so lonely and I find it not very easy, although I know that it is natural and inevitable at my age. But it used to be much nicer. What a banal statement! Farewell! I wish I could see you again. I have so many good memories of our Dahlem walks at the end of the twenties and your lovely stories about your daughter, who was about 13 at the time.
Very warmly - your Lise Meitner"